Mittwoch, 24. September 2014

17. - 22. September: Hoch und Tief

Wenn ich Norwegen höre, dann kommen mir zwei Bilder bzw. Highlights in den Sinn: Preikestolen, die 600 Meter hohe Felsplattform und Kjerag, der eingeklemmte Stein. Diese will ich jetzt also doch sehen, denn langsam gefällt es mir in Norwegen!

Doch die Fahrt dahin ist weit. Beide Sehenswürdigkeiten liegen ziemlich weit im Süden, aber wenigstens recht nahe beieinander. Den ersten Tag fahre ich durch Fjorde (wie könnte es auch anders sein), über wunderbare Passstrassen und sogar durch eine Obstregion. Äpfel, Birnen und Trauben werden angepflanzt. Wer hätte das gedacht!?

Am ersten Abend komme ich zum Ausgangspunkt der Wanderung zur "Trolltunga". 10 Stunden soll die Wanderung dauern. Das und vorallem dass ich nirgends campen kann, schrecken mich von dieser Wanderung ab. (wie ernst diese Zeitangaben zu nehmen sind werde ich später noch erfahren...) Ich fahre weiter und finde einen schönen Übernachtungsplatz in der Nähe eines Wasserfalles.

Durch Schluchten, entlang von Fjorden, über Gebirgsstrassen und mit einigen Fährpassagen gelange ich am späten Nachmittag des nächsten Tages am Besucherparkplatz des Preikestolen ein. Wanderzeit 2 Stunden für eingeben Weg. Lohnt sich das jetzt noch? Es ist immerhin schon nach halb vier.

Ich beschliesse mit Ultraleicht Ausrüstung "den Gipfel zu bezwingen". Das heißt ich nehme praktisch nichts mit. Ich parke meine Super Tenere irgendwo an der Straße neben einem Parkverbot Schild und gehe los. Ich bin sehr zügig unterwegs oder die anderen sehr, sehr langsam. Unterwegs treffe ich auf einen Trupp Nepalesen, die die Wege unterhalten, reparieren oder teils neu bauen. Alles nur mit Muskelkraft ohne Maschinen. Harte Kerle!

Nach 45 Minuten bin ich oben angelangt. Soviel also zu den Zeitangaben.

Ich glaube meinen Augen nicht zu trauen. Da haben doch tatsächlich drei wild aussehende Typen eine Art "Slagline" von einen Fels zum Preikestolen gespannt. Etwa 20-30 Meter lang. Das will ich sehen. Ich frage ob sie Norweger seien. Nein, Italiener. Sie wissen, sie sehen nicht aus wie Italiener... "Miar saans ausm Südtirol". Die drei sind in Norwegen unterwegs und machen nur so Zeug. Seit drei Tagen sind sie hier am Preikestolen. Morgen gehen sie wieder auf den Heimweg. Eine letzte Vorstellung gibt mir Tobias noch. Ich fotografiere und filme. Es ist unglaublich mit welcher Sicherheit und Ruhe der Kerl da raus läuft. Natürlich ist er gesichert, aber trotzdem, unter ihm geht es 600 Meter in die Tiefe. Für mich wäre es nichts, obwohl ich momentan keinen großen Schwindel habe.

Ich gehe dann auch noch auf das Plateau als ich auf einmal Rufe von weiter oben höre. Es sind vier Russen welche ich gestern schon am einer Fähre getroffen habe. Sie arbeiten alle schon lange in Norwegen, haben sich aber erst in Trondheim kennengelernt. Sehr nette Zeitgenossen. Wir steigen dann zusammen ab. Vielleicht sehen wir uns ja morgen nochmal beim Kjerag. Wer weiß...
Am folgenden Morgen ist also der Weg zum Kjerag angesagt. Leider ist es nicht so einfach auf der anderen Talseite dahin zufahren, wie mir ein Norweger gestern auf dem Preikestolen gesagt hat. Ich muss einen riesigen Umweg machen und erreiche um Mittag den Ausgangspunkt. Diesmal geht es zuerst recht steil über Felsplatten hoch. Strenger als gestern.

Die ganze Zeit hört man einen Helikopter. Als ich ihn dann sehe weiß ich was er transportiert: Steine für die Wegbauarbeiten der Sherpas. Wahnsinn, der Heli fliegt den ganzen Tag. Ununterbrochen. Was das kosten mag? Und wieviel bekommen die Sherpas bezahlt für diesen Knochenjob???

Nach ziemlich genau einer Stunde (2,5 h Angabe für einen Weg) stehe ich vor dem Stein. Und bald auch schon oben drauf. Ein gutes Gefühl ohne Schwindel!

Auf dem Rückweg treffe ich wen? Richtig, meine russischen Freunde.

Ich fahre weiter. Das Radlager hat sich heute etwas stärker zu Wort gemeldet. Ab und zu versetzte es mir das Rad richtig. Blödes Gefühl beim ständigen Kurven fahren...

Ich will jetzt nur noch nach Kristiansand, um da die Fähre nehmen zu können. Doch dazu kommt es nicht mehr. Auf jetzt zum Glück mehrheitlich gerade Strasse bricht das Lager völlig auseinander. Das Rad schlingert wie wild. Ich bleibe erstaunlich ruhig und fahre ein Stück bis zu einem Platz wo ich mein Zelt aufstellen kann. Zu allem Überfluss ist mein Handyguthaben auch noch erschöpft. Danke Beate fürs aufladen!

Was mache ich jetzt? Mich ins nächste Dorf retten? 20 Kilometer. Wahrscheinlich würde ich dabei auch noch die Radnabe beschädigen. Ich beschliesse den TCS anzurufen. Schließlich habe ich ja extra den ETI-Schutzbrief gemacht. Naja, eigentlich brauchte ich den nur fürs Russland Visum. Dachte ich...

Ein Anruf beim TCS und alles geht sehr schnell. Nicht mal eine Stunde danach werde ich von Herr Lantz abgeholt. Er hat eine Garage im nächsten Ort und ist Motorradfahrer! Welches Glück! Weil Samstag ist muss ich aber bis Montag warten bis wir etwas machen können. Ich kann auf dem Garagengelände mein Zelt aufschlagen und einen Service am Motorrad machen. Da der TCS den Campingplatz bezahlt, ziehe ich dann doch für die zwei Tage um in eine Hütte.

Am Montagmorgen kann ich dann gleich selbst meine Sache reparieren. Im Geschäft gleich daneben bekomme ich auch das passende Lager, so dass ich nach nicht einmal einer Stunde wieder auf Achse bin.

Ich packe rasch meine ganzen Sachen im Camping zusammen, bezahle und nichts wie ab nach Kristiansand auf die Fähre. 60 Kilometer, die ich heute dreimal fahre, denn in Kristiansand merke ich, dass der Schlüssel der Cabin immer noch in meiner Hosentasche ist... Da die Fähre erst um 16.30 fährt und es gerade mal 12 Uhr ist, geht sich das auch locker aus. Ich hätte sonst sowieso nicht gewusst was mit der Wartezeit anzufangen....












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